Speakers’ Corner
15.10.2020 - Der Fall "Hotel Bamberg" - Von Polizeigewalt und rufschädigenden Presseberichten
Meine Meinung zur Presse ist gespalten. Ich bezeichne sie zwar nicht als "Lügenpresse", doch die Wahrheit sagt sie oft nicht.
Man kann "vieles" auch erreichen, wenn man Dinge weglässt oder Banalitäten hochstilisiert.
Vor allem Polizeiberichte eignen sich dafür, wenn man über ungewöhnliche Vorfälle berichten kann.
Diese werden dann noch ein wenig ausgeschmückt und schon hat man eine medienwirksame Schlagzeile.
Leider macht auch der Bayerische Rundfunk mit, dem ich auch bei anderen Themen z.B. 10H-Regelung
bei Windkraftanlagen, eine unvoreingenommene Objektivität abspreche.
Um was geht es beim Fall "Hotel Bamberg", über den seit dem 7.10.2020 im Netz und den Medien viral berichtet wird.
Es handelt von einem Polizeieinsatz in einem Bamberger Hotel. Angeblich habe ein Hotelier damit geworben,
dass bei ihm auch Gäste ohne Maske willkommen seien. Als die Polizei einschritt, seien vier Polizeibeamte vom Hotelier und seiner Frau verletzt worden [1][2].
Bis zu diesem Zeitpunkt basierten die Berichte im wesentlichen auf dem Polizeibericht, den ich im ersten Moment
als merkwürdig oder suspekt angesehen hatte.
Am nächsten Tag setzte der Fränkische Tag noch eins drauf. Mit einem extra produzierten Videoclip wiederholte
er die angeblichen Verstöße des Hoteliers [3]. Zugleich begann der FT mit rufschädigenden Berichten [4].
Doch am 9.10.2020 schien dem FT klar zu werden, dass die Sachlage doch nicht so einfach war, wie die Polizei es darstellte [5]
und relativierte die Aussage, dass der Hotelier pauschal für Maskenfreiheit geworben hätte. Der FT nennt den korrekten Text des Plakats,
ohne aber zuzugeben, dass damit die ursprünglichen Anschuldigungen hinfällig sind. Der FT gibt weiterhin zu, dass das
Bamberger Ordnungsamt bislang nichts zu beanstanden hatte.
Doch in der Printausgabe des FT kommt es zu einem eklatanten Fehler. Der beschreibende Text, der eine Grafik überlagert, ist einfach verschwunden [6].
Sowas ist natürlich recht peinlich und sollte einer Redaktion nicht passieren. Doch sie macht es sich zu einfach, das Problem auf rein technische Dinge zu schieben.
Zitat: "Eine technische Erklärung gibt es auch, demnach war das Kleingedruckte nachträglich auf die digitale Grafikdatei geklebt gewesen - wie im E-Papier zu sehen" [7].
Das klingt fast so als würde man dem Hotelier Manipulation unterstellen. Als Testingenieur mit 30 Jahren Berufserfahrung habe ich noch ganz andere Ideen und
da würde ich zunächst bei der Redaktion des FT suchen.
Doch zurück zum eigentlichen Vorfall. Was ist überhaupt geschehen?
Hierzu hat der Hotelier eine Gegendarstellung formuliert, die im Internet zu finden ist [8].
Dieser kann man entnehmen, dass wegen angeblicher "Zustände" das Ordnungsamt einmal und die Polizei schon zweimal das Hotel kontrolliert hatten.
Nach dieser Darstellung fragt man sich "Was ist hier vorgefallen beim dritten Mal?". Die Diskrepanz zum Polizeibericht ist so groß,
dass ich davon ausgehe, das der Ablauf der Ereignisse nicht so war, wie es die Polizei schildert.
Wenn man dann noch die Verletzungen des Hoteliers sieht, die er in einem Internet-Interview zeigt [9], kommen noch mehr Zweifel am Wahrheitsgehalt des Polizeiberichtes auf.
Mein Fazit lautet: Die Bamberger Polizei wäre gut beraten, diesen Vorfall genau untersuchen zu lassen (nicht nur intern!).
Ansonsten bleibt der Eindruck, dass sie sich hat hinreißen lassen, einen vermeintlich aufmüpfigen Bürger mit polizeilicher Gewalt zu disziplinieren.
Reiner Pracht
15.10.2020